Schweizer, Mennoniten und Rinder
Eintauchen in den Chaco
Wir hatten das Glück, die faszinierende und etwas versteckte Welt des Chacos kennen zu lernen. Über Bolivien betraten wir das westliche Paraguay, eine wenig bevölkerte Gegend, welche sich Chaco nennt und hauptsächlich von Mennoniten bewirtschaftet wird. Die ersten 200 Kilometer fuhren wir über die Transchaco und sahen nichts als Buschland. Erst als wir per Zufall in der kleinen Schweizer Siedlung Rosaleda eintrafen, fanden wir heraus, was sich da noch so alles versteckt. Durch die Bekanntschaft mit jungen Mennoniten aus Filadelfia erfuhren wir auch einiges über deren Kultur. Der Chaco hat uns gleich für mehrere Wochen in seinen Bann gezogen und wir konnten so richtig eintauchen in das Leben hier im wilden Westen. Was wir sonst noch alles erlebt haben, könnt ihr im Bericht «Hängengeblieben im Chaco» nachlesen.
Zu Besuch im Schweizer Dorf Rosaleda
Der Mittelpunkt des Dorfes
Das «Hotel», wie die Bewohner es liebevoll nennen, ist der Mittelpunkt von Rosaleda. Hier trifft man sich jeden Abend und am Wochenende auf eine gemütliche Runde, man feiert Feste zusammen und bespricht den neusten Klatsch des Dorfes. Renato hat vor etwa drei Jahren das verlassene Hotel aufgekauft und ist seither mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Momentan betreibt er vor allem ein Restaurant, wo er zusammen mit Cecile die Gäste mit gutem Essen verwöhnt. Mittlerweile sind auch die Hotelzimmer fertig gestellt und warten auf Gäste, doch dieses Business muss erst noch etwas anlaufen. Renato hat jedoch noch viele gute Ideen, wie er sein «Resort» attraktiv machen und zum laufen bringen will. Wir durften während drei Wochen die Gastfreundschaft von Renato und Cecile geniessen und halfen ihnen im Gegenzug etwas beim Aufbau ihres Traumes.
Die Bewohner von Rosaleda
Rosaleda wurde etwa vor 25 Jahren gegründet. Die ersten Siedler fanden hier nichts als Buschland vor. Am Anfang mussten sie sich in dieser Gegend behaupten und ihr Überleben ohne fliessend Wasser, ohne Strom und nur mit Naturpfaden bewältigen. Mittlerweile wohnen um die 20 Personen hier und es ist ein Dorf im Busch entstanden. Die Häuser sind alle massiv und mit viel Umschwung gebaut, alle haben Wasser durch Zisternen, es gibt Strom und seit ein paar Jahren sogar Internet. Auch eine Schule für die paar Kinder gibt es. Es lässt sich mittlerweile gut hier leben. Wir haben einige der Pioniere besucht, welche seit Anfang an dabei waren, uns ihre Geschichten angehört und uns ihr Leben zeigen lassen.
Zu Gast bei den Mennoniten
Unterwegs mit der Familie Hein
Im Chaco gibt es die drei Mennonitenkolonien Fernheim, Neuland und Menno mit ihren Hauptorten Filadelfia, Neu-Halbstadt und Loma Plata. Wir lernten einige Leute aus Filadelfia kennen und durften bei ihnen zu Gast sein. Marilyn und Oskar sind gleich alt wie wir und sie haben drei Jungs (Alex, Erik und Ivan). Wir verbrachten einige Tage in Filadelfia und besuchten das Museum, wo wir viel über die Geschichte der Mennoniten lernten. Oskar zeigte uns Filadelfia und ermöglichte uns die Besichtigung von diversen Firmen. Darunter seine Werkstatt, eine Plastik-Recycling-Firma, welche Plastikrohre herstellt, dann eine Mülltrennungs- und eine Wasseraufbereitungsstation (das Grundwasser im Chaco ist salzig und muss zuerst aufbereitet werden). Abends wurden wir immer zum Asado (Grill) eingeladen und natürlich durfte auch eine Taubenjagd (der Volkssport hier) nicht fehlen. Zum Schluss machten wir noch alle zusammen einen Ausflug zu dem Ort, wo die erste Schlacht des Chaco-Krieges geschlagen wurde und jetzt ein Museum steht. Viele spannende Einblicke ins Leben der heutigen Mennoniten.
Bei den Rindern
Eldon, der Kleincousin von Oskar hat in der Nähe von Rosaleda eine Rinderfarm. Er nahm uns mit auf einen Ausflug und zeigte uns, wie hier die Viehzucht abläuft. Paraguay ist eines der grössten Exportländer von Rinderfleisch und liefert Fleisch in erstklassiger Qualität. Denn die Herden leben auf weitläufigem Gelände und fressen nur was im Chaco wächst. Sie bekommen kein zusätzliches Kraftfutter. Also Biofleisch pur! Hier werden Herden zu hunderten von Tieren gehalten. Und es sind wunderschöne Tiere!
Auf dem Rodeo in Neuland
An einem Wochenende fuhren wir nach Neuland ans Rodeo. So was haben wir noch nie besucht und wollten wir mal mit eigenen Augen sehen. Leider verpassten wir das eigentliche Rodeoreiten, doch es war dennoch sehr unterhaltsam. Es war ganz witzig, all diese blonden und deutsch sprechenden Leute, gekleidet wie Cowboys. Es war eine Mischung aus Expo und Volksfest. Von ausgestellten Landmaschinen und Tieren, über Festwirtschaft und Unterhaltung bis zu den Traktorrennen und Geschicklichkeitsreiten der einzelnen Rodeoschulen. Wir amüsierten uns prächtig!
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