Gibt’s noch viele Kurven?
Über tausend Kurven bis ans Ziel
Auf dieser Welt gibt es einige berühmte Strassen. Ein paar davon werden wir hier in Südamerika sicher noch kreuzen oder fuhren darauf bereits einzelne Kilometer. Eine Strecke, welche es bis heute nicht auf diese Liste der berühmten Strassen geschafft hat, es unserer Meinung nach aber mehr als verdient hätte, ist die peruanische Nationalstrasse PE-08B von Chachapoyas Richtung Cajamarca. In Peru werden die Strassen je nach Bedeutung mit einstelligen bis dreistelligen Nummern bezeichnet. Alles was keine Nummer hat, ist sowieso höchstens ein Feldweg. Man darf aber auch an die einstelligen Strassen nicht zu viele Ansprüche stellen…
Chachapoyas bis Leymebamba
Im Tal des Rio Utcubamba fängt die Strecke ganz friedlich an. Zweispurig folgt sie dem Flussverlauf für rund 90km, durch Dörfer und über ein paar Brücken. Unterwegs besuchten wir Kuélap und Revash und besichtigten das Museum von Leymebamba.
Leymebamba bis Paso de Collonce
Kaum verlässt man Leymebamba, klettert die Strasse knapp 1400 Meter hinauf, bis man schliesslich auf 3595m.ü.M. ein wunderschönes Panorama über mehrere Täler erblickt. Irgendwo im Hintergrund sieht man fast noch den Pazifik… Die Strasse hier rauf ist in relativ gutem Zustand und der Asphalt hat wenig Schlaglöcher. Eine richtig erholsame Passfahrt. Die Vegetation ändert mit jedem Höhenmeter – von tropisch exotisch bis gebirgig heimisch.
Paso de Collonce bis Balsas
Kaum hat man den Pass hinter sich gelassen, fängt der aufregendste Teil der Route an! Über x-tausend Kurven schlängelt sich die Strasse – häufig direkt in die Felswand geschnitten – bis nach Balsas runter. Es gibt nicht viel Verkehr auf dieser Strasse, aber bei jedem Auto oder Kleinlaster den man kreuzt schnellt der Puls ein wenig hoch: Ist die Ausweichstelle gut gewählt und wir passen aneinander vorbei oder reicht es doch nicht und ein Fahrzeug hängt schon halb über dem Abgrund?
Balsas bis Celendín
Ist man in Balsas auf 820 Meter über Meer, fühlt man sich wieder in den Tropen. Der Pullover ist plötzlich zu warm, die Bananenbäume und Palmen säumen wieder den Wegrand. Aber nicht lange. Kaum ist die Brücke über den Marañón überquert (eine etwas leistungsfähigere wird gerade gebaut), steigt die Strasse schon wieder deftig an. Hier, etwas oberhalb des Kaffs (Pueblito) finden wir dann auch einen traumhaften Platz zum übernachten.
Über «ein paar» weitere Kurven erklimmt der Landy am folgenden Morgen die nächsten Bergketten, bevor wir dann gegen Mittag in Celendín landen und in der Strasse von Túpac Amaru (das ist ein Inkakönig und kein Rapper…) eine lustige Saftbar finden.
Celendín bis Cajamarca
Der Rest der Strecke ist dann wieder weniger spektakulär. Noch rund 90 Kilometer führt uns die PE-08B relativ flach (was auch immer das in Peru bedeutet) bis in die Regionalhauptstadt Cajamarca, wo wir etwas ausserhalb eine schöne Hazienda finden und uns niederlassen. Dieser Teil der Strasse wurde in den letzten Monaten ausgebaut. Das heisst natürlich nicht, dass die Stecke begradigt wurde oder sogar Tunnels eingebaut wurden, aber zumindest leider ist die Strasse jetzt so breit, dass zwei LKWs normal kreuzen können und die mögliche Geschwindigkeit etwas höher als 30km/h liegt.
Résumé
Dafür, dass die Nationalstrasse PE-08B den grössten Teil vom Nordosten des Landes mit dem Zentrum resp. dem Pazifik verbindet, ist die Strasse grausam. Es gibt kaum eine andere Strasse! So verwundert es uns jetzt auch nicht mehr, dass die wenigsten Peruaner schon mal diesen Landesteil besucht haben und es so wenig Touristen hierhin verschlägt. Es ist einfach extrem abgelegen. Wie der Abschnitt von Celendín nach Cajamarca aber zeigt, investiert die Regierung langsam aber sicher in den Strassenausbau. Als Reisende lohnt es sich somit, die Route in den nächsten Jahren (so schnell wird hier ja doch nicht gebaut) noch zu befahren und die abwechslungsreiche Landschaft zu geniessen.
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